Varanger – Pasvik

Vorbemerkung: Meine Erwartungen hinsichtlich möglicher Sichtungen von seltenen Vögeln (z.B. Raufußbussard, Sumpfohreule, Hakengimpel, Zwergstrandläufer, Lapplandmeise, Mornellregenpfeifer, Kampfläufer, etc.) waren nach gründlicher Lektüre des 2025 neu erschienenen „Birding VARANGER“ (Biotope guide to the best bird sites in Arctic Norway) sehr hoch. Um es vorweg zu sagen: Zu hoch! Keinen einzigen der o.g. Vögel habe ich in den gut 3 Wochen vor Ort beobachtet.

 

Die Anreise in den nordöstlichsten Teil von Norwegen war von mir für Anfang Juni geplant um zur Brutzeit der Vögel vor Ort zu sein. Leider konnte dies aufgrund eines Defektes in der Steuerungselektronik meines Toyota erst mit 3-wöchiger Verzögerung erfolgen. Die Auswirkungen dieser Verzögerung waren erheblich: Viele Vogelarten (z.B. Kampfläufer, Mornellregenpfeifer, etc.) waren offensichtlich bereits verschwunden bzw. nicht anzutreffen. Laut Aussage eines vor Ort getroffenen versierten Ornithologen aus Leipzig war 2025 hinsichtlich Vogelbeobachtungen zudem auch „das schlechteste Jahr, das er bei seinen zahlreichen Besuchen bisher erlebt habe“. Somit bin ich zusammenfassend wohl sowohl zu spät als auch im falschen Jahr an diesen Ort gereist.

Die Anreise selbst war ebenso langwierig wie auch langweilig: 3000 km alleine in einer Rappelkiste durch Schweden zu fahren, dürfte nicht zu den Höhepunkten eines Reisenden gehören: Von Radarfallen gesäumte gerade Straßen, links Gehölz, rechts Gehölz, hunderte von Schildern, die vor einem Elch warnen, aber kein einziger Elch. Einzig die beiden Campingplätze (Husabergsudde Camping bei Askersund und Norets Camping Lövånger) waren Lichtblicke in der sonst meist eintönigen Umgebung.  Über Finnland (Rovaniemi – Inari – Neiden) erfolgte dann die Einreise nach Norwegen. Zuerst wurde das an Russland angrenzende Gebiet (Ziel: Grense Jakobselv) besucht, dann der Pasvik Nationalpark. Wenn man auf den unbefestigten und kaum gepflegten Pisten unterwegs ist, kann es einem passieren, dass man über Stunden keinem weiteren Auto bzw. Menschen begegnet. Die Wege waren teilweise so eng, dass der Toyota an beiden Seiten und auch am Unterboden vom Bewuchs gebürstet wurde.

Vor jedem Besuch des Pasvik NP sollte man sich unbedingt im ausgezeichneten Visitor Center in Sandvik (hier bekommt man mittags auch ein ordentliches Essen) über die lokale Flora und Fauna informieren. Meine Vogelsichtungen hier waren auch – zumindest der Anzahl nach – allerdings ebenfalls eher übersichtlich. Nichtsdestotrotz hat mich das Biotop sehr beeindruckt. Zur körperlichen Ertüchtigung bin ich auch den Fußweg zum Dreiländereck Norwegen/Finnland/Russland gegangen (nicht sonderlich beeindruckend).

Im weiteren Verlauf der Reise wurde dann die Varangerhalbinsel erkundet. Die zentralen Bezirke des Nationalparks habe ich jedoch ausgespart (wäre nur zu Fuß mit Rucksack, Proviant und Zelt in mehrtätigen Etappen möglich gewesen; dies war mir alleine, ohne Ortskenntnisse und bei fehlendem Mobilfunkempfang einfach zu mühsam und gefährlich).

Ein absolutes Muss für jeden Varanger-Besucher ist die Insel Hornøya bei Vardø. Die Anzahl von Vögeln (u.a. Lummen, Tordalke, Papageitaucher, Krähenscharben) hier ist enorm, zumal man sich mitten unter ihnen befindet. Auch ein Besuch der Halbinsel Ekkerøy ist absolut empfehlenswert. Bei durchgehend bestem Licht habe ich hier einen Nachtspaziergang von 22 bis 3 Uhr unternommen. Alleine das Rotschenkelkonzert war der Mühe wert. Absolut enttäuschend war jedoch die von vielen Ornithologen gepriesene Fjell-Region im zentralen Hochplateau (nicht wirklich hoch, genauer gesagt nur 200 – 600 m). Hier war – zumindest in der besuchten Zeitspanne – praktisch kein Leben. Das Fehlen jeglichen Vorhandenseins von eigentlich dort zu erwartenden Vögeln wurde mir auch auf Nachfragen vom Ranger in Hornøya bestätigt. Wenn man dann mal einen Vogel mit dem Fernglas gesehen hat, machte dieser sich bereits bei einer Entfernung von über 50 m vom Acker.

 

 

Das Essen in den Restaurants im äußersten Nordosten von Norwegen ist meist sehr teuer und – gemessen an der Qualität – selten wirklich gut. Wirklich empfehlen kann ich nur wenige Restaurants, dazu gehören: Oliver in Berlevåg, Havhesten in Ekkerøy, das Bugøynes Bistro und ganz besonders das nur wenige Wochen im Sommer geöffnete Pop-Up Restaurant Varanger Brygge ebenfalls in Bugøynes. Im Übrigen bekommt man in den großen Supermärkten (besonders in Vadsø und Vardø) alles Notwendige für den täglichen Bedarf. Überrascht war ich von dem täglichen Angebot frischer Erdbeeren (aus Gewächshäusern in Norwegen).